Die Einsteigerphase.
Begonnen hatte es wie bei vielen mit der Zeit der unbändigen Kraft, Geschwindigkeit und Lautstärke.
Die Mofa Zeit.
Da wurde noch mit dem Schraubenzieher (Schraubendreher waren da noch gar nicht erfunden) geschraubt den Opa immer zum Unkraut kratzen benutzt hatte.
Wir schraubten Wild und Hemmungslos. Da wurde auch mal ein Mofa zerlegt, die Teile auf die Wäscheleine gehängt, und Spritzlackiert. Die Bettwäsche links und rechts davon wurde ignoriert, wurde ja nicht von uns aufgehängt.
Wussten wir immer was wir da Fabrizierten? Logo. Wenn was nicht funktionierte war „Jürgen“ dran Schuld. Wir hatten drei in der Clique, da war immer ein Jürgen Schuld.
Und wenn die Kiste lief? Egal. Zerlegen und schauen warum es funktioniert.
Vieles habe ich in dieser Zeit gelernt, auch Sachen die man nicht machen sollte.
Tip
Wenn ihr bei einem Kumpel in der Küche, im Backofen, in der Auflaufform, in Öl, eure Ritzel und Kette auskocht, vergewissert euch das die Eltern nicht nach Hause kommen. Ich kann mich noch gut an die „begeisterten Verbalattacken“ erinnern, die wir trotz geschlossenem Fenster zwei Hinterhöfe weiter noch gut verstehen konnten.
Egal, wir mussten eh gerade gehen und Tschüs Jürgen, wir sehen uns in ner Woche nach dem Hausarrest.
Tja, harte Schule.
2. Akt
Die Einsteigerphase in die Königsklasse.
Mit zarten 19 Jahren erstes eigenes Motorrad gekauft und in den Club meines Bruders eingetreten.
Hier waren schon richtige „Männer“ am Werk.
Geschraubt wurde meist in Gruppen, wobei hier so Jeder seine Bestimmung hatte. In Etwa so:
3 bis 4 Leute haben geschraubt.
Einer war für die Versorgung Zuständig (Kaffee, Gebäck, etc).
Einer war für die Ordnung, bzw. Unordnung des Werkzeugs verantwortlich.
Einer besorgte Ersatzteil (meist Gewindeeinsätze, Dichtungen und Öl).
Und dann waren da auch immer ein bis zwei Leute in bunten T-Shirts auf Campingstühlen, die hatten anscheinend die Aufgabe der „lustigen Kommentare“.
Und das Ganze hatte System.
Wer Kaffee und Tee besorgt kann sich ja die Finger nicht schmutzig machen, also der war schon mal auf Eis gelegt.
Wer Ordnung in der Werkzeugkiste hält, Teile und Schrauben sucht, kann am Moped nix kaputt machen.
Der „Ersatzteil und Öllieferant“ wurde immer so losgeschickt, das er erst wieder kam, wenn die ganze Schrauberaktion fast fertig war.
Wenn 2 Kommentatoren da waren, wars Ok. Wenns nur einer war wurde es Schwierig. Ok, man hat ihn auch mal an den Stuhl gefesselt und geknebelt, aber man hätte ihn nie ausgeschlossen, wir waren ja schließlich ein Team.
Was soll ich sagen. Nachdem ich gewisse Zeit Kaffee machte, Werkzeug suchte und Ersatzteile besorgte, gehörte ich irgendwann zu den Schraubern. Hier wurden mir auch ein paar ganz wichtige Dinge beigebracht.
Ein paar Beispiele:
Nach einem lauten „Ups“ aus der Schrauberecke folgt meistens direkt ein „kein Problem“.
Schrauben werden „nie“ schief eingedreht, es ist immer das Gewinde kaputt gewesen.
Gewinde kann man nachschneiden, immer.
Wasserhahn auf, Schraube auf, Wasserhahn zu, Schraube zu (zum Glück gabs noch keine Wasserhähne mit Sensor).
Viel hilf viel.
Die Ölflecken waren schon vorher da.
Immer mal „muss nur noch“, „geht Locker“, „ist doch Einfach“ und Ähnliches in den Raum rufen, zeugt von Fachwissen und Kompetenz.
Antworten auf komplizierte Fragen beginnen Grundsätzlich mit „kann ich“ oder „kenn ich“.
Und ganz ganz wichtig, „nach fest kommt los“.
…..und noch viele andere Weisheiten……
Da fällt mir noch eine kleine Geschichte am Rande ein die ich Euch nicht vorenthalten möchte:
Geschraubt wurde meistens bei meinem Bruder. Warum?
Er hatte eine Werkbank….Ha…...und einen Schraubstock……..und….ihr glaubt es nicht….eine „Standbohrmaschine“……..krass...und über der Werkbank…...man mag es sich nicht Vorstellen…..eine Leuchtstoffröhre. Wir reden von den Ende 70ern Anfang 80ern.
Ok..wir schraubten meistens draußen, mit der Bohrmaschine konnte keiner was anfangen, die Werkbank dufte man nicht benutzen (könnte ja Kratzer bekommen), aber Egal. Er war der „Werkstatt Held“.
3. Akt
Einsteigerphase „Selbsterkenntnis“
Heute habe ich meine eigene „Werkstatt“ in meiner bescheidenen Garage.
Ich besitze eine Standbohrmaschine und Leuchtstoffröhren.
Den Kaffee mache ich mir selber, die Ersatzteile besorge ich selber vorher, für das Werkzeug bin ich zuständig, ich schraube, und das mit den lustigen Kommentaren probiere ich zumindest ab und an auszuleben.
Ich bin also Quasi das Ergebnis einer sehr langen Lehr.- und Lernzeit.
Ist das heute besser?
War es früher schöner?
Jede Zeit hatte und hat ihre Reize. Man sollte sich halt einfach mal ab und zu daran erinnern, was war, wo man herkam und wo man ist.
Viele sind heute erst bei Akt 2 oder gar bei Akt 1. Mal sehen wie es weitergeht. Ihr habt noch Zeit, genießt sie.
Gruß aus Mittelerde
Uwe
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